Benefiz-Suppenbuffet am 18.05.11
zugunsten Familienfreizeit / Kinderprojekt unseres Vereins
250 Liter sind schnell weggelöffelt
BENEFIZ Erstes Suppen-Buffet wird wegen zu viel Erfolg vorfristig beendet.
Gut 2 100 Euro kommen zusammen.
VON IRINA STEINMANN
WITTENBERG/MZ - Die Frage nach den Resten erübrigt sich. Schon
kurz nach zwölf schaut man in die ersten blanken Töpfe. Das cremige
Hühnersüppchen mit Erdnuss ist alle, dito Möhren-Ingwer-Crème
und Kropstädter „Rittersuppe“, ein historisch inspiriertes Vielerlei aus
Huhn, Rüben, Graupen. „Sie können aber noch Brot haben, frisch
gebacken aus der Schlossküche“, schlägt Margit Friedmann vor und
schneidet schön fingerdicke Graubrotscheiben vom Laib. Hummer-
Rahm beginnt jetzt zu schwächeln, ein Mann ergattert glücklich den
letzten orangefarbenen Klacks, und auch der fröhlich grüne Bär-
lauch geht zur Neige. Gegen eins ist die Sache gegessen. Nein, es ist
keine Suppe mehr da.
„Ist das vegan?“
Frage einer Suppen-Freundin
„Die Resonanz war viel größer als erwartet“, räumt Carola Hiller
hochzufrieden ein. Hiller ist die Vorsitzende des regionalen Unter-
nehmerinnenstammtisches „frau denkt nach“, und nachdenken wol-
len sie auf jeden Fall, ob es eine Wiederholung ihrer Benefizaktion
geben wird, mit der man zumindest in Wittenberg Neuland beschritten
hat. Ein Suppen-Buffet unter freiem Himmel, 30 leckere Kreationen,
rund 250 Liter auf knapp 200 Metern Schlossstraße, angerichtet von
15 Gastronomen aus der Stadt und dem Umland. Der Erlös des kol-
lektiven Suppe-Essens soll Familien zugute kommen, die sich sonst
keinen Urlaub leisten könnten.
Ausgewählt werden die Empfänger vom Sozialverein Reso-Witt.
Der hiesigen Gastronomie, die die Suppen spendiert hat, macht es
sichtlich Freude, Wohltat und Werbung miteinander zu verbinden.
Die vorzeitigen Neigen - tatsächlich waren statt zwei ursprünglich vier
Stunden Mittagessen vorgesehen - „sprechen für die Veranstaltung“,
findet der Chefkoch des „Stadtpalais Wittenberg“, Markus Kuschel.
„Das wird sehr gut angenommen.“ Eine Wiederholung wäre schön,
sagt er. Und da ist er nicht der Einzige. „Es gibt sogar mal ’ne Einig-
keit unter den Wittenberger Gastronomen“, kommentiert mit leich-
tem Unterton der Wirt des „Jägerheims“ die konzertierte Benefizak-
tion. Olaf Dähne ist Mitglied im Kreisverband der Deutschen Hotel-
lerie und Gastronomie (Dehoga), der die Veranstaltung der Unter-
nehmerinnen unterstützt.
Jeannette Hünsch hält ihre eigene Suppenküche, die „Suppéria“,
heute wegen des Freiluft-Buffets geschlossen. Hünsch hat die Bene-
fizaktion maßgeblich organisiert und freut sich über die Freude der
vielen Leute, die die Schloss-Straße bevölkern und (neu-)gierig zum
Löffel greifen, der wöchentliche Markttag tut ein Übriges. Einige
hätten sich sogar „mit Handschlag bedankt“ für die Aktion, erzählt
Hünsch. Kein Wunder: Gibt es was Schöneres, bei schönem Wetter
was Gutes zu essen für einen guten Zweck? Ansprüche werden trotz-
dem geäußert. „Ist das vegan?“, fragt eine ältere Frau mit Pferde-
schwanz streng. Vegetarisch ja, vegan „wahrscheinlich“ auch, heißt
es über die Kresse-Suppe aus der „Alten Canzley“ der Dehoga-Kreis-
vorsitzenden Christa Rath. Die Frau zieht weiter, „wahrschein-
lich“ ist ihr zu vage, das freundliche Angebot der Mitarbeiterin, die
Sache rasch mal telefonisch zu klären, lehnt sie ab. Das Gros der Esser
ist freilich unproblematisch. „Ich bin ein Suppenkasper“, sagt eine
77-jährige Steckrübenexpertin, sie meint das aber positiv.
Eine Schlange bildet sich stets am Stand des Kemberger Schüt-
zenhauses. Die Wachtelbrust mit Rosmarin-Zweiglein, die bald auf
dem Petersilienwurzelschaum thront, wird schließlich vor Ort
frisch gebraten. Hier bekommt man auf Wunsch auch einen richti-
gen Teller, kein Plastik, auf das man sich sonst verständigt hat.
Dass manche das Wort Benefiz auch an diesem Tisch eher auf sich
beziehen und, nach leiser Aufforderung, ein paar Groschen in die
Sammelbüchse gleiten lassen - geschenkt. Am Ende sind doch satte
2 110 Euro zusammengekommen. „Das ist der Hammer“, sagt Hiller.
Unternehmerinnen teilen aus. Das erste Benefiz-Buffet von Initiative „frau
denkt nach“ und Dehoga war gut besucht. Tatsächlich gingen die Suppen
schon gut zwei Stunden früher als geplant zur Neige. FOTO: ACHIM KUHN